Stress und das endokrine System
Die Reaktion auf Stress lässt sich nicht von den Funktionen des endokrinen Systems trennen. Schon eine geringe Stressbelastung kann die Aktivierung der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren-Achse (HPA-Achse) auslösen, die wiederum die Freisetzung verschiedener Hormone beeinflusst, indem sie bei einigen aktiviert und bei anderen gehemmt wird. Eine chronische Stressbelastung führt somit zu anhaltenden Veränderungen in der Sekretion verschiedener Hormone, was schwerwiegende Folgen haben kann:
Die Wachstumsachse wird auf mehreren Ebenen gehemmt (Wachstumshormon, insulinähnlicher Wachstumsfaktor, andere Wachstumsfaktoren), was zu einem verzögerten oder gestoppten Wachstum und einer geringeren Körpergröße im Erwachsenenalter führt.
Auch das schilddrüsenstimulierende Hormon wird bei Stress gehemmt, was langfristig zu einer Funktionsstörung der Schilddrüse bis hin zu einer Schilddrüsenüberfunktion führt.
Stress wirkt sich auf mehrere Hormone des Fortpflanzungssystems aus und unterbricht diese Achse. Wenn er chronisch ist, kann er zu einer verminderten Funktion der Keimdrüsen und damit zu niedrigen Hormonspiegeln, Amenorrhoe und Libidoverlust führen.
Der stressbedingte Rückgang von Wachstumshormonen und Sexualsteroiden sowie Hypogonadismus wurden mit der Entwicklung von Osteoporose in Verbindung gebracht.
Ein breites Spektrum von Störungen kann auch mit einer anhaltenden Aktivierung der HPA-Achse in Verbindung gebracht werden, z. B. Zwangsstörungen, panische Angstzustände, Unterernährung, Anorexia nervosa, viszerale Adipositas, erhöhte Anfälligkeit für Infektionserreger, Diabetes, usw. Es besteht eine enge und wechselseitige Beziehung zwischen Stress und dem endokrinen System, und es werden Studien durchgeführt, um die Mechanismen und Auswirkungen besser zu verstehen.