Stress und das Immunsystem

Die Modulation des Immunsystems durch das Nervensystem ist ein komplexes, bidirektionales Netzwerk. Die Dysregulation der Immunfunktion durch Stress erfolgt durch die veränderte Ausschüttung verschiedener Hormone (Adrenalin, Glukokortikoide, Wachstumshormon, Prolaktin usw.), die wichtige Modulatoren der Immunfunktion sind. Glukokortikoide zum Beispiel sind für ihre entzündungshemmende und immununterdrückende Wirkung bekannt, aber eine kontinuierliche, lang anhaltende Sekretion kann zu einer verstärkten Entzündung und einer verminderten Empfindlichkeit der Immunzellen gegenüber der Wirkung von Glukokortikoiden führen.

Auch wenn man davon ausgeht, dass ein kurzer, akuter Stress das Immunsystem stärkt und somit von Vorteil ist, kann er auch allergische Erscheinungen wie Asthma, Ekzeme oder Urtikaria auslösen. Auch Migränekopfschmerzen können die Folge einer akuten stressbedingten Beeinträchtigung des Immunsystems sein.

Wenn Stress chronisch wird, hat die Forschung der letzten Jahrzehnte gezeigt, dass er die Funktion des Immunsystems in vielerlei Hinsicht beeinträchtigt:

  • Studien deuten darauf hin, dass gestresste Menschen eine verzögerte, schwächere und/oder kurzlebige Immunreaktion auf Impfstoffe zeigen.

  • Stress kann die Immunreaktion auf Krankheitserreger dysregulieren und das Risiko der Entwicklung von Infektionskrankheiten erhöhen sowie deren Schweregrad verstärken.

  • Er beeinträchtigt auch die Wundheilung, indem er die Produktion kritischer Proteine (Zytokine) stört und damit den Heilungsprozess verzögert.

  • Chronischer Stress kann auch mit einer vorzeitigen Alterung der Immunzellen in Verbindung gebracht werden, was zu einem erhöhten Risiko für altersbedingte Krankheiten (Osteoporose, Arthritis, Gebrechlichkeit und Funktionsverlust) führt.

  • Immunschwäche und chronische Entzündungen, die durch chronischen Stress ausgelöst werden, erhöhen das Risiko von Krebs und Autoimmunkrankheiten.

  • Psychische Stressoren können nachweislich auch latente Herpesviren reaktivieren.

Darüber hinaus neigen gestresste Menschen zu gesundheitlichen Gewohnheiten, die sie einem größeren Risiko aussetzen: weniger und schlechterer Schlaf, weniger Bewegung, Mangelernährung, größere Neigung zum Missbrauch von Alkohol, Zigaretten und anderen Drogen.

Da die Wechselwirkungen zwischen dem Immun- und dem Nervensystem komplex sind, wird die Forschung fortgesetzt, um sie besser zu verstehen und neue Behandlungsansätze zu finden.